Sonntag, 3. Mai 2009

Weihnachten in Thailand

„ Hör mal, wir sollen, weil heute Weihnachten ist , zu den Kindern in die Schule kommen und da sollst du mit meinem Schwager zusammen etwas über die Bedeutung von Weihnachten erzählen. „ sagt meine Frau zu mir.

Oh – Schreck !! Dazu habe ich echt keine Lust. Ich bin zwar christlich erzogen worden, habe aber keinerlei Bezug mehr zu diesem christlichen Fest. Was sollte ich da erzählen ? Kann ich den Kindern erzählen, dass Weihnachten bedeutet, dass der Einzelhandel super Geschäfte macht und die Leute genervt und gestresst durch die Geschäfte rasen ?

Aber zum Glück gibt es da noch meinen Schwager. Ein Schweizer. Gerne ist er bereit, den Kindern etwas zu erzählen – aber ich muss mitkommen.

Wir also gemeinsam mit unseren Ehefrauen zur Schule.

Huch – seltsam ! Alle Kinder sitzen auf dem grossen Sportplatz und vorne auf einer kleinen Bühne gibt es eine Ansprache seitens der Lehrer. Natürlich wird unser Eintreffen schnell bemerkt und wir werden auf die Bühne gerufen. Die Schulleiterin erzählt den Kindern etwas und ich schiele zu meiner Frau und frage „ was sagt die denn ? „ .
„Das ihr jetzt was über die Bedeutung von Weihnachten erzählt ! „ – Ach so – ja – natürlich.

Dann wird zwischen unseren Ehefrauen und der Schulleiterin kurz geklärt, dass diesen Part mein Schwager übernimmt . Ich atme auf.

Er bekommt das Mikrophon in die Hand gedrückt und fängt – mangels ausreichender thailändischer Sprachkenntnisse - in Englisch an zu erzählen.
Von Gott und seinem Sohn, der zur Erde geschickt wurde und so weiter . Ja stimmt. Das ist Weihnachten.
Die Schulleiterin übersetzt dann immer jeden Satz in Thai.

Offensichtlich scheint das die Kinder aber nicht so brennend zu interessieren, denn ich sehe viele gelangweilte Gesichter.

Zum Abschluss seines Vortrages sagt mein Schwager noch „ ... und ausserdem werden Weihnachten Geschenke gemacht“ .
Da sehe ich dann plötzlich nach der Übersetzung überall glänzende Augen und ein Riesen-Applaus startet.

„ Ähhh – was denn jetzt ? „ frage ich meine Frau. Die schaut schon ganz komisch und sagt „ die Schulleiterin hat soeben übersetzt, dass ihr der Schule einen neuen Fernseher schenkt „.
Da war ich dann erstmal sprachlos.
Mein Schwager war nicht sprachlos. Der war stinkesauer. „Frechheit !!! Das habe ich nicht gesagt . Das soll die SOFORT richtigstellen !!! „ .

Na ja – gesprochene Worte lassen sich nicht zurücknehmen und deshalb belassen wir es erstmal so und fahren wieder heim.

Was tun ? Nach einiger Diskussion kommen wir zu folgenden Alternativen:

1. gar nichts machen und die Sache auf sich beruhen lassen ?
= Schlecht – denn wie sähe das aus. Wir hätten in den Augen der Kinder etwas versprochen und nicht eingehalten
2. einen Fernseher kaufen und den dann der Schule schenken
= Gut – war zwar nicht geplant, aber so teuer ist ein Fernseher auch nicht und ausserdem wird dieser ja einem guten Zweck zur Verfügung gestellt. Wir wollen aber sicherstellen, dass der dann nicht im Haus eines Lehrers verschwindet.

Wir ziehen also los , kaufen einen schönen grossen Fernseher und sagen der Schulleiterin, dass wir den Fernseher nun haben.

Die freut sich und lädt uns für den nächsten Tag zur Übergabe ein.

Wir staunen dann nicht schlecht, als wir am nächsten Tag sehen, dass wieder alle Kinder auf dem Sportplatz versammelt sind und auf uns warten.
Dann haben wir Gelegenheit den grossen Karton mit dem Fernseher zu übergeben. Sofort wird dieser ausgepackt und feierlich in einen Schulraum gebracht. Wir werden mit Applaus und Dankesworten überschüttet.

Da fällt mir dann plötzlich wieder ein, was die Bedeutung von Weihnachten ist : „ anderen Menschen eine Freude zu bereiten und dadurch andere glücklich zu machen „ .

Stimmt – fast hätte ich es vergessen.

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