Sonntag, 31. Mai 2009

Die Bedeutung von Verleihen

Wikipedia versteht unter Verleihen : Die unentgeltliche Überlassung einer Sache für eine bestimmte Zeit .
Dies entspricht auch meiner Denkweise. Thais denken hier anders.

Verleiht man einen Gegenstand, dann ist es längst nicht selbstverständlich, dass einem dieser auch irgendwann wieder zurückgegeben wird. Sollte dies doch passieren, dann ist es auch nicht selbstverständlich, dass der Gegenstand unbeschädigt zurückgegeben wird. Natürlich wird einem der zurückgegebene beschädigte Gegenstand nicht erstetzt – er wurde ja zurückgegeben.
Das bedeutet nun allerdings nicht selbstverständlich, dass – wird eine Leihgabe nicht zurückgegeben – diese dem Verleiher ersetzt wird.

Kurz und gut : verleiht man etwas an Thais, dann kann man die Leihgabe abschreiben. Wenn die Leihgabe irgnedwann doch – wieder erwarten – zurückgegeben wird, dann ist das eher ein Grund zum Feiern.

Natürlich wußte ich das nicht immer, sondern dies gehört zu den Erfahrungen, die ich/wir machen mussten.

So verliehen wir irgendwann einmal einen grossen Teil unserer umfangreichen Sammlung von thailändischen Spielfilmen an einen anderen in Deutschland lebenden Thailänder. Dieser fand die Sammlung so interessant, dass er andere aus seinem Bekanntenkreis auch daran teilhaben wollte und diese weiterverlieh. Nach vielen Monaten wurde uns die Sammlung dann wieder zurückgegeben. Es fehlten etwa 50 % der Filme und bei den restlichen, die aus jeweils
zwei VCDs bestehen, fehlte nicht selten eine VCD. Natürlich war der Verbleib der fehlenden Filme und VCDs nicht zu klären. Zu intensives Hinterfragen hätte aber auch zum Gesichtsverlust des Entleihers ( also von uns ) geführt, was wiederum dazu geführt hätte, dass wir beschimpft worden wären. Also haben wir uns gefreut, dass wenigstens ein Teil der Filme wieder da war.

Ebenso passierte es, dass wir unseren Winkelschleifer einmal verliehen hatten. Auch dieser wurde uns zurückgegeben, jedoch war doe Schleifscheibe quasi nicht mehr vorhanden, weil total runtergeschliffen.

Bei den meisten Dingen ist bzw. war es jedoch so, dass wir diese nie mehr wiedergesehen haben.

Aber auch hier gilt – nur ja nicht zu häufig fragen „ wann bekomme ich meine Leihgabe denn wieder zurück ? „ .
Dies sehen/hören Thais gar nicht gerne, weil

- sie oft gar nicht mehr wissen, wo die Leihgabe ist ( = weiter verliehen oder verkauft )
- die Leihgabe zerstört wurde, man das aber nie zugeben würde. Deshalb kann so eine Frage in Verlegenheit bringen
- Leihgaben nicht selbstverständlich zurückgegeben werden müssen
- der Entleiher sich doch einen neuen Gegenstand kaufen kann. Er hat ja in der Vergangenheit schon einmal bewiesen, dass er sich so etwas leisten kann. Warum nicht auch ein zweites Mal.

Sonntag, 3. Mai 2009

Die Wasserpumpe

Bssssss..... bsssss.... bsssss..... macht´s schon wieder – und das mitten in der Nacht.

Unsere automatische Wasserpumpe schaltet sich kurz ein und dann sofort wieder aus.

Nach zwei Minuten das gleiche : kurz ein und wieder aus. Mist – ich hatte doch während meiner Abwesenheit extra Geld geschickt, damit die Wasserpumpe repariert wird und jetzt das.

So unruhig hätte ich mir meine erste Nacht während meines Urlaubsaufenthaltes in unserem Haus in Thailand nicht gewünscht.

Am nächsten Morgen merke ich, warum die Familie, die während unserer Abwesenheit unser Haus hütet , sich wegen der Pumpe keine Gedanken gemacht hat – die Pumpe wurde einfach immer ausgeschaltet :

Stecker raus – das war´s.

Wenn Wasser benötigt wurde, dann Stecker rein.

Thailändische Logik !! Das Geld, was ich geschickt hatte, wurde anderweitig ausgegeben.


Okay – Pumpe also defekt . Das hatte uns ja auch schon der thailändische Fachmann in Sachen Wasserpumpe bestätigt, der sich das Ding bei unserem letzten Aufenthalt vor 9 Monaten angeschaut hatte.

Da die Pumpe – wenn sie denn einmal lief – sowieso recht wenig Druck hatte, beschloss ich nun die Sache selbst in die Hand zu nehmen und eine neue gute automatische Wasserpumpe zu kaufen.


Da sowieso eine Fahrt nach Bangkok anstand besuchten wir dort auch gleich das Home Depot – einer der grössten Baumärkte in Thailand.

Die Beratung erfolgte wie in Thailand üblich – d.h. es stehen mehrere Mitarbeiter um einen herum und einer zeigt, was auf dem Schild steht.

Nachdem ich mir dann unter den Augen der Verkäufer die ergänzenden Angaben in den zum Glück ausliegenden Prospekten durchgelesen hatte, entschied ich mich für eine grosszügig dimensionierte Pumpe eines bekannten japanischen Herstellers. Die müsste reichen !!


Nachdem wir dann noch etwa 20 Minuten gewartet hatten, bis die Verkäufer einen Hubwagen aufgetrieben hatten um die Pumpe aus dem Regal zu heben, verstauten wir diese in unserem Wagen und fuhren heim.


- Bin ich gespannt, wie die Pumpe läuft - sagte ich meiner Frau.

Mangels Werkzeug und handwerklicher Fähigkeiten bestellten wir jemand, der die Pumpe anschliessen sollte. Nach mehreren Terminzusagen, die nicht eingehalten wurden, kam dann nach 3 Tagen tatsächlich unser Handwerker.

In Thailand ist es üblich, dass Handwerker meist ausser Werkzeug ( wenn überhaupt) keine Teile dabei haben. So auch hier.

Zuerst wird das zu montierende Objekt in Augenschein genommen, dann wird zum Shop gefahren und Teile gekauft. Das Geld für die Teile bekommt der Handwerker i.d.R. vom Auftraggeber vor Kauf in die Hand gedrückt - das Wechselgeld gibt´s - meistens – anschließend zurück.

Wie nicht anders zu erwarten, fehlten in ersten Anlauf einige Teile und bereits gekaufte Teile wurden vermurkst, so dass der Handwerker etwa drei Mal zum Shop und zurück musste. Dann endlich war die Pumpe einsatzfertig montiert.


Klasse – ein Superdruck auf der Wasserleitung. Ich freue mich auf das Duschbad !! Vielen Dank an den netten stets freundlichen Handwerker.


In der darauffolgenden Nacht dann : bssssss..... bsssss.... bsssss..... – die Wasserpumpe.


Oh jeh . Nun – die Wasserpumpe ist brandneu und kann einfach nicht defekt sein ( hoffte ich zumindest) . Weshalb springt die Wasserpumpe denn einfach an ? Wir müssen ein Leck in irgendeiner Wasserleitung haben war die für mich schlüssige Erklärung.

Da alle Wände im Haus trocken waren musste die Leitung unterirdisch beschädigt sein – schoss es mir durch den Kopf.

Mir wurde ganz warm, als ich daran dachte, was das heisst. Böden aufstemmen und schauen, wo die Leitung ein Leck hat.

Vor Sorge über die anstehenden Arbeiten konnte ich kaum noch schlafen.


Am nächsten Morgen machte ich mich erstmal bei den sichtbaren oberirdischen Wasserleitungen auf die Suche, denn einige Leitungen verlaufen durch unseren Garten, wo auf Abzweigungen zu Wasserhähnen montiert sind.


Da wurde ich plötzlich fündig !


In einem dichten Gebüsch endete eine dieser Leitungen an einem Wasserhahn. Aus diesem Wasserhahn tropfe nicht nur das Wasser – nein – es lief ein kleines Wasserrinnsal heraus. Der Hahn war undicht. Dies muss er schon länger gewesen sein, denn jemand hatte einen kleinen Eimer darunter gestellt, der so aussah, als stände er dort schon seit längerer Zeit und natürlich ständig überlief. Unsere -undichte Stelle - freute ich mich und gleichzeitig ärgerte ich mich, dass hier jemand wieder typisch thailändisch gedacht und reagiert hatte : nicht die Ursache bekämpfen, sondern mit einem Zustand leben.

Nun – den Wasserhahn konnte ich schnell ersetzen ( Kosten etwa 2 Euro ) und das Leck schliessen.


Klasse – kein Boden aufstemmen . Endlich Ruhe.


In der nächsten Nacht dann wieder : bssssss..... bsssss.... bsssss..... – die Wasserpumpe .


Mist ! Sollte ich denn wirklich nicht darum herumkommen, die Wasserleitungen freizubuddeln und Betonböden aufzustemmen ?

Ich wollte es einfach nicht glauben und nahm mir für den nächsten Tag vor, alle sichtbaren Wasserspender und Wasserleitungen im Haus genau unter die Lupe zu nehmen.


Gesagt – getan. An nächsten Tag machte ich mich auf die Suche und entdeckte dann im Badezimmer des Erdgeschosses, welches von der Familie, die unser Haus hütet, benutzt wird :

Ein undichter Wasserhahn an der Spüle aus dem ein kleiner Rinnsaal lief und eine notdürftig geflickte Handdusche neben dem WC aus der ebenfalls stetig Wasser lief.

Ich war stinkesauer.

Nicht, weil die Sachen defekt waren, sondern weil mir niemand gesagt hatte, dass die Teile undicht bzw. defekt sind.

Immerhin handelt es sich um Teile, die nur einen Wert von etwa 5 Euro haben und schnell zu ersetzen sind. Aber auch hier zeigte sich wieder einmal, wie in Thailand die Uhren ticken. Keiner ist auf die Idee gekommen, diese Teile auszutauschen. Es wurde sich einfach damit arrangiert.


Nachdem ich die Teile erneuert hatte und auch sonst keine Undichtigkeiten mehr feststellen konnte lausche ich in der nächsten Nacht genaustens, was die Wasserpumpe machte.


Tuuuck täät --- Tuuuck täät .


Nein – nicht unsere Wasserpumpe meldete sich, sondern der grosse Gecko, der sich irgendwo an unserem Haus eingenistet hatte. Die Wasserpumpe blieb still .


So konnte ich dann endlich die Vorzüge einer tollen Automatikpumpe mit klasse Wasserdruck geniessen.

Dass die alte Wasserpumpe dann offensichtlich überhaupt nicht defekt war, sondern nur wegen der Undichtigkeiten ständig ansprang hat mich dann schon nicht mehr geärgert. Für die Pumpe finden wir sicher irgendwann nochmal einen anderen Einsatz – wenn sie nicht vorher von jemand -ausgeliehen - wird.

Weihnachten in Thailand

„ Hör mal, wir sollen, weil heute Weihnachten ist , zu den Kindern in die Schule kommen und da sollst du mit meinem Schwager zusammen etwas über die Bedeutung von Weihnachten erzählen. „ sagt meine Frau zu mir.

Oh – Schreck !! Dazu habe ich echt keine Lust. Ich bin zwar christlich erzogen worden, habe aber keinerlei Bezug mehr zu diesem christlichen Fest. Was sollte ich da erzählen ? Kann ich den Kindern erzählen, dass Weihnachten bedeutet, dass der Einzelhandel super Geschäfte macht und die Leute genervt und gestresst durch die Geschäfte rasen ?

Aber zum Glück gibt es da noch meinen Schwager. Ein Schweizer. Gerne ist er bereit, den Kindern etwas zu erzählen – aber ich muss mitkommen.

Wir also gemeinsam mit unseren Ehefrauen zur Schule.

Huch – seltsam ! Alle Kinder sitzen auf dem grossen Sportplatz und vorne auf einer kleinen Bühne gibt es eine Ansprache seitens der Lehrer. Natürlich wird unser Eintreffen schnell bemerkt und wir werden auf die Bühne gerufen. Die Schulleiterin erzählt den Kindern etwas und ich schiele zu meiner Frau und frage „ was sagt die denn ? „ .
„Das ihr jetzt was über die Bedeutung von Weihnachten erzählt ! „ – Ach so – ja – natürlich.

Dann wird zwischen unseren Ehefrauen und der Schulleiterin kurz geklärt, dass diesen Part mein Schwager übernimmt . Ich atme auf.

Er bekommt das Mikrophon in die Hand gedrückt und fängt – mangels ausreichender thailändischer Sprachkenntnisse - in Englisch an zu erzählen.
Von Gott und seinem Sohn, der zur Erde geschickt wurde und so weiter . Ja stimmt. Das ist Weihnachten.
Die Schulleiterin übersetzt dann immer jeden Satz in Thai.

Offensichtlich scheint das die Kinder aber nicht so brennend zu interessieren, denn ich sehe viele gelangweilte Gesichter.

Zum Abschluss seines Vortrages sagt mein Schwager noch „ ... und ausserdem werden Weihnachten Geschenke gemacht“ .
Da sehe ich dann plötzlich nach der Übersetzung überall glänzende Augen und ein Riesen-Applaus startet.

„ Ähhh – was denn jetzt ? „ frage ich meine Frau. Die schaut schon ganz komisch und sagt „ die Schulleiterin hat soeben übersetzt, dass ihr der Schule einen neuen Fernseher schenkt „.
Da war ich dann erstmal sprachlos.
Mein Schwager war nicht sprachlos. Der war stinkesauer. „Frechheit !!! Das habe ich nicht gesagt . Das soll die SOFORT richtigstellen !!! „ .

Na ja – gesprochene Worte lassen sich nicht zurücknehmen und deshalb belassen wir es erstmal so und fahren wieder heim.

Was tun ? Nach einiger Diskussion kommen wir zu folgenden Alternativen:

1. gar nichts machen und die Sache auf sich beruhen lassen ?
= Schlecht – denn wie sähe das aus. Wir hätten in den Augen der Kinder etwas versprochen und nicht eingehalten
2. einen Fernseher kaufen und den dann der Schule schenken
= Gut – war zwar nicht geplant, aber so teuer ist ein Fernseher auch nicht und ausserdem wird dieser ja einem guten Zweck zur Verfügung gestellt. Wir wollen aber sicherstellen, dass der dann nicht im Haus eines Lehrers verschwindet.

Wir ziehen also los , kaufen einen schönen grossen Fernseher und sagen der Schulleiterin, dass wir den Fernseher nun haben.

Die freut sich und lädt uns für den nächsten Tag zur Übergabe ein.

Wir staunen dann nicht schlecht, als wir am nächsten Tag sehen, dass wieder alle Kinder auf dem Sportplatz versammelt sind und auf uns warten.
Dann haben wir Gelegenheit den grossen Karton mit dem Fernseher zu übergeben. Sofort wird dieser ausgepackt und feierlich in einen Schulraum gebracht. Wir werden mit Applaus und Dankesworten überschüttet.

Da fällt mir dann plötzlich wieder ein, was die Bedeutung von Weihnachten ist : „ anderen Menschen eine Freude zu bereiten und dadurch andere glücklich zu machen „ .

Stimmt – fast hätte ich es vergessen.

Nachtfahrt

Heute wollen wir recht früh in Bangkok sein und da dies von unserem Wohnort einige Stunden Fahrzeit entfernt ist, machen wir uns mit unserem Pickup mitten in der Nacht auf den Weg.

Damit ich unterwegs auch wach bleibe, kauft die beste Ehefrau der Welt für mich Red Bull und Kaffeebonbons. „ Na – dann kann´s ja losgehen „ sage ich.

Wir fahren los durch die stockfinstere Nacht und ich versuche ein Tempo von 100 bis 120 km/h auf der gut ausgebauten Hauptstrasse zu halten.
Das geht ganz gut solange es finster ist und nur die Scheinwerfer unseres Autos die Strasse beleuchten.
Leider ist es in Thailand aber nicht unüblich, dass entgegenkommende Fahrzeuge ihr Fernlicht NICHT abblenden und so bekommt man ab und zu einen Flash in die Augen, der für die Sicht nicht gerade positiv ist.

Egal – ist ja nicht viel Verkehr.

„ Hä ? Was ist denn das Dunkle da mitten auf der Strasse ? „ Ein Hund ! Ich hupe und das Tier läuft weg. „ Glück gehabt „ .

Kurze Zeit später habe ich das Gefühl, auf unserer Fahrspur befindet sich eine schwarze Wand vor uns. Ich wechsele schnell die Fahrspur. Das war gut so, denn auf der anderen Spur fährt – oder besser schleicht – ein vollbeladener Laster, dessen Rücklichter defekt sind.
„ Glück gehabt „ murmel ich und weiter gehts.

Als ich dann über die nächste Kreuzung rase sagt meine Frau „ hey – haste nicht gesehen, dass da rot war ? „ - „ Oh – habe ich nicht ! „ Denn an der Kreuzung hing die Ampel irgendwo oberhalb der Kreuzung zwischen buntem Lichtergewirr, das die Thailander zu Ehren des Geburtstages ihres Königs aufgehängt hatten. Da blinkte alles Mögliche in den unterschiedlichen Farben – mittendrin eine rote Ampel.
„Glück gehabt ! „ sagt meine Frau.

Es dauert nicht lange, da staune ich über einen Ast, der halb auf dem Standstreifen und halb auf meiner Fahrspur liegt und entscheide mich, schnell die Spur zu wechseln.
Das war auch gut so, denn der Ast diente als Markierung für einen defekten Laster, der ebenfalls halb auf dem Standstreifen und halb auf meiner zum Glück nun ehemaligen Fahrspur unbeleuchtet gestrandet war. Warndreiecke nutzt man in Thailand nicht. Pannen und Unfallfahrzeuge werden abgesichert, indem man einen Ast, einen Gegenstand oder einen Menschen ca. 5 – 10 Meter vor die Gefahrenstelle legt bzw. setzt. Gut, dass ich die Spur gewechselt hatte – Glück gehabt.

Auf der weiteren Fahrt kamen uns dann noch in der Dunkelheit eine fahrbare Suppenküche – selbstverständlich unbeleuchtet, diverse Mopeds und zwei PKWS auf unserer Fahrspur entgegen, doch jedesmal konnte ich rechtzeitig ausweichen . Glück gehabt – eben.

Als wir dann wohlbehalten in Bangkok ankamen beschlossen wir, das nächste mal für unseren Trip nach Bangkok den Bus zu nehmen.

Man sollte sein Glück nicht überstrapazieren.