Sonntag, 4. Juli 2010

Wir werden abgeholt

Vor einem unserer regelmäßigen Flüge nach Thailand sagte meine Ehefrau nach einem Telefonat mit ihrer Mutter in Thailand zu mir „ Schatz – wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, wie wir in Thailand vom Flughafen bis nach Hause kommen. Wir werden nämlich abgeholt ! „

Ein thailändischer Verwandter ihrer Mutter hatte mit dieser telefoniert und ihr erzählt, wie gerne er sie wieder einmal persönlich sehen würde ( der Kontakt zwischen beiden war wohl etwas eingeschlafen ) . Da der Verwandte - Onkel Piap – in Bangkok wohnte, wollte er dann gerne zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen : eine gute Tat vollbringen und uns vom Flughafen die etwas 350 km nach Hause fahren und dort meine Schwiegermutter sehen.

Wer jetzt denkt „ wie nett und selbstlos „ der kennt Thais nicht – aber dazu später.

„ Och – nein – lass uns lieber mit einem Minibus oder Taxi oder sowas fahren „ antwortete ich. Das ging aber nicht mehr. Hätten wir die freundliche Idee von Onkel Piap abgelehnt, dann hätten meine Frau und ihre Mutter das Gesicht verloren. Deshalb musste es denn so sein.

Als wir dann morgens früh um ca. 7:30 Uhr mit unserem Gepäck am Don Mueang Flughafen in Bangkok ankommen, sehen wir schon die versammelten Abholer für die ankommenden Flüggäste. Wen wir allerdings nicht sehen ist Onkel Piap. Also warten wir. Als der Gute auch nach einer Stunde nicht auftaucht, telefoniert meine Frau mit ihrer Mutter und fragt nach der Telefonnummer vom Onkel. Als sie dann dort anruft erfährt sie, dass Onkel Piap bei sich zu Hause ist.

Wieso wir erst so spät ankommen – wird gefragt. Im Laufe des Telefonats wird dann deutlich, dass sich der Onkel mit unserem Ankunftstag vertan hat und einen Tag zu früh am Flughafen auf uns gewartet hat.

Der Grund ist : fliegt man von Deutschland nach Thailand, dann dauert ein Direktflug ca. 11 Stunden zzgl. einer Zeitumstellung von 5 bzw. 6 Stunden. D.h. in der Regel kommt man erst am Folgetag des Abflugtages in Thailand an. Das konnte der Onkel ja nicht wissen *grins*.

„Kein Problem – nehmen wir eben ein Taxi. „ Jetzt war der Onkel aber an seiner Ehre gepackt. Selbstverständlich wollte er uns fahren und wir sollten auf ihn warten. Er würde auch sofort kommen und spätestens in einer Stunde da sein. Aus einer Stunde wurden dann drei. Während dieser Zeit haben meine Frau und ich uns etwas gestritten ( ich war sauer wegen dem Onkel ) und uns die Ankunftsebene des Flughafens anschauen müssen.

Endlich kam Onkel Piap mit seiner Ehefrau und Kleinkind ( das Enkelkind ) im Schlepptau. Als Beweis, dass er gestern schon auf uns gewartet hatte, zeigte er uns ein selbstgebasteltes Schild, auf dem unser Nachname stand. Mit dem Schild hatte er den halben Vortag in der Abholerzone des Flughafens gestanden.

Nun konnte es also losgehen. Das meine Frau und ich nach dem Flug und dem Warten vollkommen übermüdet waren, sei nur am Rande erwähnt.

Ausruhen konnten wir uns auf der Fahrt nach Hause aber dann leider nicht.

Onkel Piap und seine Frau waren sehr gesprächig und wollten viel wissen. Ausserdem war der 2-Türer Pickup nun doch recht voll und wir saßen alles Andere als entspannt im Fahrzeug.

Erschwerend kam die Fahrweise des Onkels dazu :

Maximaltempo 100 km/h – meist langsamer – und nach dem Motto fahrend „ wie behindere ich den Verkehr am Effektivsten „ . Ich wurde während der Fahrt immer nervöser.

Wurde dann unterwegs ein Stopp eingelegt, dann musste der Motor des Pickups weiterlaufen und die Motorhaube wurde zur Kühlung geöffnet. Das so etwas bei den heutigen Autos nicht notwendig ist und eher als Beitrag zur Umweltschädigung gesehen wird, dass wusste Onkel Piap nicht oder wollte es nicht wissen.

Bei den Tankstopps haben wir selbstverständlich den Diesel gezahlt ( sonst hätten meine Frau und ich als Geizkragen gegolten = Gesichtsverlust ) und das Essen unterwegs ging ebenfalls auf unsere Rechnung.

„ Wie nett und selbstlos vom Onkel Piap „ .

Am sehr sehr späten Nachmittag sind wir dann endlich zu Hause angekommen. Fix und fertig, aber glücklich, endlich da zu sein.

Nun mussten wir allen natürlich noch unser Haus zeigen und dann konnten Onkel Piap und seine Frau mit der Schwiegermutter plaudern. Das Enkelkind hat mich dann beim Kofferauspacken genervt.

Als der Onkel mit seinen Leuten dann nachts wieder nach Hause gefahren ist, hat er versprochen, bald noch einmal mit der ganzen Familie – also zusätzlich seine Tochter und deren Ehemann – vorbeizukommen. Vor der Abfahrt hat er neben unserem Haus auch noch einige Zimmertüren gesehen, die wir vor kurzem ersetzt haben. Die hat er dann vollkommen selbstlos mitgenommen, weil er – anders als wir – Verwendung dafür hatte.

„Nett, der Onkel „

Als dann doch recht schnell der erneute Besuch erfolgte, habe ich mich diskret zurückgehalten.

Von meiner Frau habe ich anschließend folgendes Erfahren :

Onkel Piap und seine Familie hatten gehört, dass meine Frau mit einem Ausländer verheiratet ist.

„Ausländer“ bedeutet für Thais „ das Huhn, das goldene Eier legt „ .

Da wollte man auch etwas abhaben. Der Hintergrund der plötzlichen Sehnsucht nach meiner Schwiegermutter lag darin, dass man Geld leihen wollte ( was leihen bedeutet, das steht in einem separaten Kapitel hier im Blog).

So ist das in Thailand ....

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